Chemnitzer Monitoring - Wirtschaft macht Kultur

Termin: 24. Juni 2019 | Einlass: 18:45 Uhr | Beginn: 19:00 Uhr
Ort: Weltecho Chemnitz | Annabergerstraße 24 | 09111 Chemnitz
Der Eintritt ist kostenfrei.
Anmeldung

Unter der Überschrift „Wirtschaft macht Kultur“ berichten Migranten und deren Betreuer, die in Chemnitz leben und arbeiten, gemeinsam über ihre „Chemnitz(Lebens)Kultur“. Sie beschreiben ihre gemeinsame Arbeit, Freizeit, Aktivitäten und Erfahrungen in der Stadt. Gemeinsam mit dem Publikum werden Chancen und Potenziale für ein Miteinander von Einheimischen und Migranten in Verbindung mit dem weichen Standortfaktor Kultur diskutiert.

 

Chemnitz(Lebens)Kultur – Die nicht zu kleine Großstadt!

Ein „Ankommen“ in einem neuen Land kann nur gelingen, wenn beide Seiten aufeinander zugehen, stellt Frizzi Seltmann fest. Sie sagt: „Ich habe das Glück, in einer Zeit und einem Land geboren zu sein und zu leben, wo sich die Frage des Flüchtens nicht stellt. Und wenn es anders wäre, dann wäre auch ich froh, wenn mir jemand das „Ankommen“ erleichtert.“

Kennengelernt haben sich Azim Ahmadi und Frizzi Seltmann bei AGIUA über das Projekt CONJUMI. CONJUMI hatte Bildungspatenschaften zum Ziel. Hier werden Jugendliche bei der schulischen sowie beruflichen Entwicklung, der Allgemeinbildung und der Sprachkompetenzen unterstützt.

Azim Ahmadi ist nach Chemnitz durch einen Tipp von einem Bekannten gekommen, der schon lange hier wohnt. „Ich finde Chemnitz besser als andere Städte. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein. Man kann hier arbeiten, ich mache ja eine Ausbildung, und ich habe mittlerweile viele Bekannte und Freunde hier.“ Frizzi Seltmann ergänzt, „Auch wenn der Puls in Chemnitz um einiges langsamer geht als in Dresden oder Leipzig, hat Chemnitz – soweit ich das beurteilen kann – in den letzten 15 Jahren einen großen Sprung nach vorn gemacht. Das betrifft vor allem das Kultur- und Freizeit-Angebot, das Entstehen kleiner Läden weg vom Mainstream, Oasen zum Durchatmen oder Festivals, wie auch das Angebot verschiedener Bildungsträger.“

Frizzi Seltmann hat Azim Ahmadi beim „Ankommen“ unterstützt. Dieses reichte vom Kontakt zu Einheimischen bis zum regelmäßigen Deutsch sprechen. Meistens treffen sie sich einmal pro Woche zum Reden, manchmal gehen sie ins Restaurant, Kino oder Museum. Für die Zukunft wünscht sich Azim Ahmadi, dass er nach seiner Ausbildung auch in Chemnitz eine Arbeit findet.

Frizzi Seltmann und Azim Ahmadi
[Bild v. l. n. r.: Azim Ahmadi, Frizzi Seltmann]

Chemnitz(Lebens)Kultur – Herkunft spielt keine Rolle, wenn man sich verstehen will!

Einen guten Abschluss als Altenpflegefachkraft und mit der Familie und Freunden gut integriert in Chemnitz leben, das sind die Ziele von Malek Atalia aus Syrien.

Malek Atalia, der seit 2015 in Chemnitz lebt, hat 2018 die Ausbildung zum Altenpfleger an der BIP Berufsfachschule für Altenpflege in Chemnitz begonnen. Seine Lehrerin Annett Huth-Höra erinnert sich: „Am Anfang gab es kleinere Verständigungsfehler - nicht sprachlich, sondern gesellschaftliche Einstellungen und die interkulturelle Kommunikation. Man muss viel mehr positiv kommunizieren, um Ängste und Vorurteile abzubauen.“ Für sie selbst gab es keine Herausforderungen, da sie diesem Thema schon immer offen begegnet ist. Annett Huth-Höra arbeitet seit Jahren mit Menschen mit Migrationshintergrund in ihrem Beruf in der Pflege, als Dozentin und auch ehrenamtlich im Sanitätsdienst zusammen.

Malek Atalia ist in seiner Klasse integriert worden und die Mitschüler und Dozenten unterstützen ihn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten dem damit verbundenen Wechsel des Ausbildungsbetriebes fühlt sich Malek Atalia jetzt sehr wohl in seiner Arbeit. Da er eine gute Schule und einen guten Arbeitgeber gefunden hat, ist er positiv zu Chemnitz eingestellt. Allerdings wünscht er sich mehr Möglichkeiten und Unterstützung zur Integration, damit ein besserer Kontakt zu Chemnitzern aufgebaut werden kann und Vorurteile schneller abgelegt werden.

„Durch die Integration von Migranten im BIP können gegenseitige Vorurteile leicht abgebaut werden. Manche sind total verblüfft, was sie alles voneinander lernen können. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie sie miteinander arbeiten. Natürlich gibt es manchmal noch Meinungsverschiedenheiten, aber das ist auch unter deutschen Schülern so“, stellt Annett Huth-Höra fest. Sie glaubt ganz fest, dass Verständnis keine Frage der Nationalität ist. Wenn man sich generell gut miteinander verstehen will, gibt es auch einen Weg. Sie wünscht sich einen offenen Umgang mit dem Thema Migrantenzuwachs. „Mehr Verständnis untereinander entwickeln, also Migranten für die Deutschen und die Deutschen für Migranten“ ist die aktuelle Aufgabe, resümiert Annett Huth-Höra.


[Bild v. l. n. r.: Annett Huth-Höra, Malek Atalia]

Diese Veranstaltung wird im Rahmen eines Mikroprojekts zur Kulturhaupstadtbewerbung 2025 finanziert.

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